Franz Fabianits. Ich erinnere mich. Gedichte
Januar 2025
![]() |
Reihe vers libre — Zeitgenössische österreichische Lyrik, Band 20 |
»Ich erinnere mich.
Ich atme ein, ich atme tiefer ein, ich will mich erinnern
und dehnend die Erinnerung sehe ich, die Mutter
lehnt mit dem Bauch am Herd und weint.
Ich sehe dies groß, ich sehe, sie schiebt die Unterlippe vor,
sie neigt die Pfanne,
rote Paprikastreifen im heißen Fett verwelken,
die Mutter spitzt die Lippen, sie nickt.
Diese Erinnerung dehnend rutsche ich von der Breite
des Geschehens ab.«
In seinem Gedichtzyklus »Ich erinnere mich« unternimmt es Franz Fabianits, das Sicherinnern selbst im Modus operandi des Sicherinnerns zu thematisieren und somit gleichermaßen auf Subjekt-, Objekt- wie auch auf der Metaebene einzuholen. Die endgültige Gestalt dieses Zyklus verdankt sich dabei der Freude am Tun selbst, an dem Hervorbringen von Schönheit aus Alltäglichem, der Transformation des scheinbar Banalen zu schillernden Artefakten. Das Ideal der Schönheit, dem sich der Autor dabei verpflichtet fühlt, ist das einer unverbrauchten und intensiven Sprache, die mitunter wie nebenbei die eigenen Verfertigungsbedingungen und auch -schwierigkeiten mit thematisiert. Grammatische und stilistische Ungewöhnlichkeiten, beispielsweise hinsichtlich der Wortstellung, erzeugen dabei einen Hautgout, der den musikalisch fließenden Fluss der Sprache dieser Gedichte auf das Wirkungsvollste kontrastiert.
Franz Fabianits: Ich erinnere mich. Gedichte ist über den Buchhandel erhältlich oder kann direkt hier versandkostenfrei bestellt werden.