Sofie Morin, Ulrike Titelbach: Nachtschatten im Frauenhaarmoos. Phytopoetische Dialoge

Sofie Morin, Ulrike Titelbach: Nachtschatten im Frauenhaarmoos. Phytopoetische Dialoge
März 2025

Gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen, Schutzumschlag
ISBN: 978-3-9505758-0-4
96 Seiten
28,- EUR / 42,- CHF

»… Goldenes Frauenhaarmoos, das gipfelfrüchtig und
feucht bespornt. Moos, an dem ich hängen bleibe.
Weil meine langen Haare, blond natürlich, sich darin
verfangen. Moos, das früher zu Zöpfen gewunden
taugliches Schiffstau war, ist heute Anker in einer
geborgten Welt. Wo bloßfüßige Nymphen die Erin-
nerung an den kommenden Tag hegen. Kuss um
Kuss, im Andenken an die von diesem Kraut wider
den Tod reden: eine goldgelbe Entgegnung.«
 Sofie

»Die Stängel zittern feucht im Morgen. Komm und
leg dich her zu mir ins Moos. Über die grünen Pölster
streift ein dunkler Wind. Der weiß noch um die alte
Sprache, kennt die Worte. Flüstert dir Güldin wyder
don ins blanke Ohr.«
Ulrike

Das goldene Frauenhaar oder der Widerton
(Polýtrichum commúne).

A. Das Vorkommen. Das zierliche Moos überzieht besonders in feuchten Wäldern, sowie auf Moorboden und an anderen wasserreichen Stellen oft weite Flächen. Während es hier hohe, schwellende Polster bildet, tritt es uns an trockenen Stellen nur in Form niedriger Rasen entgegen. Einen prächtigen Schmuck erhalten diese grünen Moosteppiche, wenn sich über ihnen auf schwankenden Stielen die Sporenkapseln erheben. Dann werden uns auch B. die Namen verständlich, die das zierliche Pflänzchen trägt. Nach den goldgelben, filzigen Hauben, von denen die Kapseln bis zur Reife überdeckt werden, nennt man es »goldenes Frauenhaar, Haarmoos oder Filzmütze«. Früher schrieb man dem harmlosen Gewächs geheime Kräfte zu: es galt als sicheres Mittel »wider das Antun« durch böse Geister und Hexen, so daß es heutzutage noch hier und da als »Widerton« bezeichnet wird.

Aus: Otto Schmeil, Lehrbuch der Botanik für höhere Lehranstalten und die Hand des Lehrers. Stuttgart und Leipzig: Verlag von Erwin Nägele, 1903. S. 309f.

 

Sofie Morin, Ulrike Titelbach: Nachtschatten im Frauenhaarmoos. Phytopoetische Dialoge ist über den Buchhandel erhältlich oder kann direkt hier versandkostenfrei bestellt werden.